Zweimal bin ich irgendwie drum herumgekommen. Nun war der Wunsch meiner Tochter nach einer Pferde-Schultüte aber übergroß und sie ist mein letztes Schulkind — Kindergartenzeit adé. Vielleicht war es ein Anflug an Sentimentalität, oder der unbedingte Wille, es mir doch noch an der Nähmaschine zu beweisen.
Um Monas Näh-DIYs bin ich bisher nur ehrfürchtig herumgeschlichen. Zwei linke Hände und eine Nähmaschine, die Ihre wildeste Zeit in den 90ern hatte. Daher auch ihr Name "Pfaff 6120 — Stretch und Jeans". Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für erfolgreiche Nähprojekte, oder? Aber was soll´s: Wenn nicht jetzt, wann dann? Und somit bin ich für Euch jetzt ganz offiziell: Die E-Book Testerin! Yiehaa — also los geht's!
Hier meine Materialliste für die Einhorn-Schultüte als Pferde-Variante:
- Stoff (ist offensichtlich): Tüll oder dünnes Leinen, festerer Stoff für die Tüte und Filz für die Mähne
- Schultütenrohling
- buntes Tüdelband zum Zubinden
- Nadel und etwas Stickgarn
- Textilkleber
- Nähzubehör und natürlich meine fancy "Pfaff 6120 — Stretch und Jeans"
Der erste Schritt ist wenig angsteinflößend und ein sehr dankbarer für mich: Das Ausdrucken des Schnittmusters. Hier kann, insofern die Technik nicht streikt, wirklich nicht viel schiefgehen. Das einzige, wo Ihr pingelig drauf achten solltet: Druckt es in der angelegten Größe aus. Oftmals skalieren Drucker aufgrund ihres Randeinzugs die Dokumente kleiner, das würde ungewollt zu falschen Schultüten-Maßen führen. Näh-Pros kennen es, aber für uns Anfänger:innen: Genau dafür gibt es auf jedem ausdruckbaren Schnittmuster ein Kästchen, das genau 5x5cm nach dem Ausdrucken messen soll. (Mein erster Aha-Moment!)

Dann wird zusammengelegt, -geklebt und geschnitten — absolut machbar! Mona hat jedes einzelne Teil des Schnittmusters beschriftet. Neben der Bezeichnung ("oberer Teil", "Gesicht", "Ohr"), findet Ihr außerdem eine Info zur Anzahl und zum Zuschnitt. "Zweimal gegengleich zuschneiden" heißt so viel wie "Zweimal gegengleich zuschneiden" — da fällt mir wirklich keine passendere Beschreibung ein... Wer mit dem Begriff "gegengleich" Schwierigkeiten hat, der kann ihn auch durch "spiegelverkehrt" ersetzen.

Als nächstes wird das "selbstgebastelte" Schnittmuster auf den Stoff übertragen. Das einzige, das uns Nähanfänger:innen an dieser Stelle kurzzeitig um unsere neu erlernte Näh-Leichtigkeit bringen kann, ist der Begriff "Bruch". Der ist aber schnell erklärt: Der Stoffbruch ist die Falte, die entsteht, wenn man den Stoff doppelt legt.
Der Begriff "Bruch" begegnet Euch bei den beiden Schnittmuster-Teilen für die Schultüte und dem Tüllabschluss und ist auf allen Teilen eingezeichnet (Zweiter Aha-Moment).
Okay — und jetzt wird´s einmal etwas tricky beim Thema "Fadenlauf". Der Fadenlauf bezeichnet (Surprise!) die Laufrichtung des Fadens. So weit so gut. Warum er beim Nähen von Relevanz ist? Weil Stoffe in Fadenlaufrichtung weniger dehnbar sind als in Querrichtung. Das wiederum wirkt sich auf die Formbeständigkeit und den Sitz Eures Nähprojekt aus. So viel zur Theorie (Dritter Aha-Moment). In der Praxis habe ich dies bei meiner Schultüte ehrlicherweise etwas außer Acht gelassen, besonders dann, wenn ich nur noch wilde Reste vom Stoff übrig hatte — hat auch so ganz gut geklappt, aber ohne Gewähr!
Jetzt aber zurück zum Auftragen des Schnittmusters. Ihr könnt dafür die Vorlagen 1) auf den Stoff legen, sie mit Kreide oder Trickmarker nachzeichnen und dann ausschneiden, oder 2) sie mit ein paar Nadeln feststecken und dann ausschneiden oder 3) sie auf den Stoff legen und Freihand zuschneiden. Ich hab letzteres gemacht — aber hey: Das ist wieder ohne Gewähr!


