Frau näht an alter Nähmaschine Pfaff Tipomatic

Nie mehr Panik an der Nähmaschine: Monas Nähtipps für Anfänger und Angsthasen

Nicht jede*r setzt sich so selbstverständlich an die Nähmaschine. Aber mit Monas 10 ultimativen Nähtipps für Anfänger wird aus dir und deiner Nähmaschine bald ein echtes Traumpaar.

Zwölf Jahre ... braucht natürlich niemand, um nähen zu lernen. Nichtmal ich. Aber auch wenn meine Sturheit, einfach so lange weiter zu probieren, bis es klappt, der Grund ist, dass ich heute nähen kann: Sie ist leider auch der Grund, dass das Nähen lernen bei mir Jahre gedauert hat - und dass ich bis heute Einiges nicht weiß. Zum Beispiel, wie man einen Reißverschlussfuß benutzt. Oder überhaupt: Wie man dieses Ding da unten austauscht ...

Keine Ahnung - aber auch keine Angst

Ich war 21, als ich aus kläglicher Geldnot, dem dazu gehörenden Geiz und dem Wunsch nach so einem coolen Turnbeutel, anfing zu nähen. Beziehungsweise fing ich erstmal an, meiner Mam auf die Nerven zu gehen. Ich wollte so ein Teil selber nähen! Und was tut da eine gute Mutter - beziehungsweise was tat zumindest meine? Sie stahl meinem Vater ein altes Hemd, packte ihre noch ältere Pfaff Tipmatic auf den Esstisch und setzte mich davor.

Turnbeutel selbstgenäht aus Karohemden

Mama schubst

"So geht der Geradstich, so der Zickzackstich. Vor, zurück, fertig! ... ach, und vergiss nicht, zu verriegeln."

Okay ... Danke? Ja! Danke!! Denn schnell war es um mich geschehen. Und nur so nebenbei erwähnt: Das war im Grunde die Geburtsstunde von halfbird! Aber darum soll es jetzt gar nicht gehen, sondern vielmehr darum, wie man näht. Wie man nähen lernt. Zumindest, wenn ihr Lust habt, euch das von einer erzählen zu lassen, die eigentlich nie richtig gelernt hat, wie man näht. Bücher dazu lesen? Grauenvoll. Machen war schon immer meine Stärke. So nähte ich also einfach drauflos und heute, zwölf Jahre später, würde ich fast behaupten, dass ich es kann. Ich weiß zwar sehr viele Dinge übers Nähen nicht - aber ich weiß, was ich können muss. Und darum verrate ich heute meine persönlichen zehn ultimativen Tipps für Nähanfänger. Damit ihr nicht wie ich zwölf Jahre braucht, um ansatzweise nähen zu können, sondern bereits nach ein paar Wochen richtig gut seid. Vielleicht sogar grandios.

Tipp 1: Weg mit dem Zubehör!

Das Einzige, was es wirklich braucht, sind ein Geradstich, ein Zickzackstich und den Rückwärtsgang.

Meine Nähmaschine funktioniert bis heute nicht richtig. Sie ist ein Erbstück meiner Oma, eine alte Pfaff Tipmatic 1019, deren Tasten bis auf zwei letzte unbrauchbar sind.

Viele Möglichkeiten, auswechselbare Zubehörteile oder wählbare Stiche machen gerade am Anfang nur eines mit uns: Sie verwirren. Und das führt im schlimmsten Fall dazu, dass wir es aus Überforderung gleich ganz lassen. Also konzentriere dich auf das Wesentliche. Ein Geradstich ist super zum Absteppen und zusammennähen, mit dem Zickzackstich in eng hast du wunderbar die Naht versäumt, in weit ist er leicht elastisch. Und nimmst du ihn ganz eng, ersetzt er das Knopfloch. Hätten wir also schon alles was es braucht.

Tipp 2: Immer vorwaschen

Ungeduld ist mein zweiter Vorname, und wenn ich eines hasse, dann warten. Aber im Falle des Vorwaschens lohnt es sich wirklich, das zu tun. Wenn eure neuen Stoffschätze bei euch ankommen, kuschelt also kurz mit ihnen und legt sie dann behutsam bei 30° in die Waschmaschine (ausgenommen ihr habt Wolle gekauft oder Seide, dann lasst das mal besser). Denn ihr würdet so fluchen, wenn ihr ein Kleidungsstück näht, es anschließend zum ersten Mal wascht und danach feststellen müsst, dass bauchfrei nun aber nicht so euer Ding ist.

Diese Zeit muss (leider) sein.

Frau hält selbstgenähtes Mäppchen hoch

Tipp 3: Kleidung kommt später

Kissen, Taschen, Turnbeutel, ein Halstuch: Alles wunderbare Dinge, mit denen man super das Nähen üben kann. Es gibt nicht nur unzählige Schnittmuster dafür als Freebies im Netz, sondern auch unzählige YouTube-Videos dazu. Und dabei kann so beinahe fast nix schief laufen.

Tipp 4: Wer müde ist, geht schlafen

... es sei denn, du willst Weltmeister*in im Auftrennen werden. Auch ok, aber glaub mir: Ratsam ist das nicht ;)

Also besser ausgeschlafen und mit Konzentration nähen, sonst hat man im Nu schnell die falschen Teile angenäht oder vergessen, rechts auf rechts zusammenzunähen ... Und auftrennen ist die Hölle, schließlich will man vorankommen, nicht rückwärts rennen!

Aber wenn es doch mal sein muss: Trennt mit Geduld und Muße auf, sonst ist glatt alles dahin. Ein scharfer Nahttrenner kann dabei wahre Wunder bewirken.

Tipp 5: Aller Anfang ist leicht

Frau beist Dackel Detlef Bettschlange in die Nase

Wer gleich den Mount Everest besteigt, findet Wandern danach sicher auch

nicht geil. Also startet leicht. Das bedeutet: Stoffe vernähen, die Fehler verzeihen, und Schnitte vernähen, die auf Schischi verzichten.

Leicht zu vernähende Stoffe sind zum Beispiel: Popeline, dünne Baumwolle, Jersey, French Terry oder Fleece. Schnitte ohne Schischi findet ihr natürlich auch hier bei uns. Gans Gerda oder die Dackel-Detlef-Bettwurst verzeihen krumme Nähte! Tipps für Kleidungsschnittmuster findet ihr zum Beispiel in meinem Blogartikel zu meinen persönlichen Top 10 für Kinderschnitte. Oder ihr guckt mal bei Nelly von Koko und Dolores.

Tipp 6: gut geschnitten ist halb genäht

Ja, es klingt hart, aber: Wenn ihr ordentlich zuschneidet, näht es sich auch einfach schöner, genauer und schneller. Das fängt schon beim Abpausen bzw. ausschneiden des Papiermusters an.

Das ordentliche Papierschnittmuster sollte dann auch vorm Zuschneiden mit Stecknadeln oder Nähgewichten fixiert werden und dann exakt am Papierrand entlangschneiden. Sollte es ein Schnittmuster sein, bei dem keine Nahtzugabe enthalten ist: mindestens 0,7 cm hinzufügen. 1 cm geht auch, aber ich mache immer 0,7 cm, da es die halbe Nähfußbreite ist. Klug bzw. einfacher ist es, wenn man die 0,7 cm schon auf dem Papier dazugibt.

Frau schneidet Stoffe zu und näht daraus Taschen

Tipp 7: Du brauchst nur eine Nadel (die aber fünf Mal!)

Nadelarten hin oder her: Ich nähe seit jeher nur mit Jersey-Nadeln, egal was, egal wie dick. Jetzt werde ich sicher von der Nähcommunity verstoßen ... aber meine Maschine, dieses sture Ding, näht sogar durch Leder – aber nur mit einer Jerseynadel. Ja, das ist sicher nicht normal. Aber bevor ihr im Land der Nähnadeln verzweifelt, greift zur Jerseynadel 70-90 oder notfalls zur Universalnadel 70-100.

Tipp 8: Finger weg von billigem Garn

Kauft anständiges Garn und spart lieber bei der Farbauswahl. Schwarz, Beige, Grau, Dunkelblau: Das passt zu so ziemlich allem. Was ihr euch bei Qualitätsgarn auch spart, ist jede Menge Ärger. Billiggarn fusselt wie doof, reißt schnell und ist echt gemein zu Vernähen. Gutes Garn gibt es zum Beispiel von Gütermann.

Tipp 9: Schnitte nicht selber ausdrucken

Wenn du Kleidung nähst, scheint es immer verlockend, sich das Ganze als Ebook zu ordern, daheim auszudrucken und zusammenzukleben. Das ist meist billiger und geht schnell. Aber es kostet erst unglaublich viele Nerven beim Zusammenkleben - und am Ende hast du dann ein Riesenpapier und paust dich wild.

Es ist vielleicht nicht die günstigste Alternative, aber ich kaufe Schnitte meist nur noch als Ebook (mit einer Plotdatei dabei , meist DIN A1-0) und lasse diese Plotdatei dann beim Copyshop ums Eck (geht auch online wunderbar) ein, zwei oder dreimal plotten. Daraus schneide ich mir dann die Größen, die ich benötige, gleich passend aus und fertig. Das spart jede Menge Zeit und ist auch angenehmer, weil alles aus einem Stück Papier besteht und nicht am Ende noch auseinanderfällt, weil der Kleber seinen Geist aufgibt.

Tipp 10: Her mit dem (guten!) Zubehör

Meine Stoffschere behüte ich wie einen Augapfel! Nur Stoff, niemals etwas anderes, wird damit geschnitten, sonst ist sie im nullkommanix stumpf und unbrauchbar. Prym zum Beispiel bietet ganz gute Stoffscheren an.

Und falls du dich jetzt noch fragst, welches Nähzubehör du denn wirklich brauchst ... hier sind meine Antworten:

  • einen scharfen Nahttrenner
  • eine wirklich gute Stoffschere
  • Einen Kreidestift
  • Steckklammern und Nadeln (am besten viele)
  • Transparentpapier zum Abpausen der Schnitte
  • Ein Bügeleisen

selbstgenähte Wolkenkissen auf altem Stuhl vor dunkler Wand
Ende.

Wobei: Eigentlich ist das ja eher der Anfang ... Viel Spaß beim Losnähen!

 

3 Kommentare

Julia

Ich möchte noch einen 11. Tipp ergänzen: Bügeln hilft!
Den vorgewaschenen Stoff vor dem Zuschneiden bügeln, außer beispielsweise Musselin o.a. Auch zwischendurch hilft es enorm beispielsweise Nähte auseinander zu bügeln. Das habe ich auch sehr lange nicht machen wollen.

Ich möchte noch einen 11. Tipp ergänzen: Bügeln hilft!
Den vorgewaschenen Stoff vor dem Zuschneiden bügeln, außer beispielsweise Musselin o.a. Auch zwischendurch hilft es enorm beispielsweise Nähte auseinander zu bügeln. Das habe ich auch sehr lange nicht machen wollen.

blablaablaas

Diese Tipps kommen wie gerufen! Danke! Am Freitag soll meine Nähmaschine kommen und ich bin schon ganz aufgeregt 🤩

Diese Tipps kommen wie gerufen! Danke! Am Freitag soll meine Nähmaschine kommen und ich bin schon ganz aufgeregt 🤩

Kirsten Andreas

Wunderbar 💚

Wunderbar 💚

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