Ich bin Spätaussiedlerkind in 2. Generation. Und falls Ihr Euch jetzt (zurecht) fragt, was das mit Sticken und Handarbeit zutun hat — dazu komme ich gleich. Meine Mama kommt aus Polen, der "schlesischen Ecke" und ich glaube ich war als Kind nie dreckig, zumindest nicht offiziell.
Natürlich habe ich viel draußen gespielt, aber dafür gab es extra "Draußensachen", die aber nie wirklich nach Draußensachen aussahen. Alles, inklusive meiner Person, wurde gleich eingeweicht, vor-, nach und vollbehandelt. Zur Schule (und sonntags zum Gottesdienst) trugen wir hübsche bis grenzwertig kitschige Sachen, von denen viele selbstgenäht waren oder von meiner Cousine an uns weitergegeben wurden. Warum ich das alles erzähle? Weil wir uns sehr viel Mühe gegeben haben nach außen ordentlich, freundlich und angepasst zu wirken — wahrscheinlich mehr, als andere Kinder es in meinem Alter tun mussten, die schon in fünfter Generation in meinem Heimatdorf lebten (und es vermutlich auch noch immer tun). Nicht nur, dass mich das Thema aktuell (und politisch) mehr denn je berührt, es ist auch der Grund warum ich (und jetzt kommt's:) sticke!
Das mit der Sauberkeit ist so ne Sache — das mit dem konsequenten Einweichen krieg ich in meinem Alltag mit 3 Kindern nicht hin. Und vielleicht will ich es auch gar nicht. Es gibt bei uns keine "Draußensachen" oder eine Sonntagsgarderobe — meine Kinder sollen Ihre Lieblingssachen tragen können, wann immer ihnen danach ist. Sie sind ohnehin viel zu schnell aus ihnen rausgewachsen. Erschwerend kommt hinzu, dass eins meiner Kindern es tatsächlich schafft, Tomatensaucen-Flecken auf dem Rücken zu sammeln — was gleichermaßen faszinierend und irritierend ist.
So ganz egal sind mir diese kleinen Scheißerchen von Obst-, Öl- oder Grasflecken dann aber leider doch nicht — und wenn sich auf dem Lieblingsshirt ein Mittagessen oder Fußballtraining verewigt hat (egal ob vorne oder hinten), dann triggert mich das schon.
Also was tun, wenn selbst Dr. Beckmann schon das Handtuch geworfen hat und in Hamburg auch in den nächsten 3 Monaten nicht mit Sonne zu rechnen ist? Drüber sticken — und bügeln, wenn wir schon dabei sind. Die coolsten Patches gibt´s von Mona, die passenden Stickmotive jetzt von mir! (Wahnsinn — war das eine Überleitung!)
Lasst uns mit meinen Stick-Must Haves beginnen:
- gute Sticknadeln
- Garn
- Stickrahmen
- Stoffschere
- Trickmarker
- Patches
Es klingt so banal, aber: Mit gutem Arbeitsmaterial macht alles einfach viel mehr Spaß. Dazu gehören die richtigen Nadeln und ein ordentlicher Stickrahmen, der nicht nach dem Anlegen sofort in sich zusammenbricht. Bei den Nadeln ist es wichtig, dass sie zum Material passen — weicher, eng gewebter Jerseystoff braucht zum Beispiel unbedingt eine dünne, spitze Nadel, ansonsten gibt´s ungewollt ein Lochmuster passend zum Motiv.
In puncto Garnauswahl solltet Ihr wissen, dass es auch hier einen spürbaren Unterschied zwischen hochwertigem Material und preisgünstigeren Alternativen gibt. Ich verwende beides — wohl wissend, dass das Billogarn schneller mal verknotet und mich phasenweise in den Wahnsinn treiben wird!
Minimaler Aufwand — maximaler Effekt

- Zuerst bügelt Ihr den Patch Eurer Wahl nach der beiliegenden Anleitung auf.
- Anschließend malt Ihr bei Bedarf mit einem Trickmarker kleine passende Details zum Aufnäher oder Bügelbild auf
- Wenn möglich und gewünscht, spannt Ihr jetzt Euer Kleidungsstück in einen Stickrahmen ein.
- Und dann wird gestickt.
Das Motiv "Blume groß" von Anna Katharina Jansen habe ich mit wenigen Rückstichen um einen Stängel und ein kleinen Blatt erweitert. Der feste Cordstoff ist ein recht dankbares Material und super geeignet für Stick-Anfänger:innen, da er sich nicht so schnell verzieht und in Form bleibt.
Weiter geht´s mit dem Set "Friedenstaube". Das liebe ich ja gleich aus mehreren, sehr offensichtlichen Gründen: der Message und dem Aussehen! Hier bietet sich einfach immer ein kleiner, schwungvoller Flugstreifen an. Außerdem liebe ich es Blusen- oder Hemdkragen zu besticken — wie hier mit 2 kleinen, roten Herzen.
Gestickt habe ich ausnahmslos mit einem simplen Rückstrich. Das Herz habe ich aus Symetriegründen erstmal mit einem Trickmarker vorgemalt und anschließend von außen nach innen mit einfachen Stichen gefüllt. That´s it.
Ein Detail, das sich bei unseren Tauben auch unbedingt anbietet ist: Der Olivenzweig im Schnabel, wie hier auf unserer Demo-Jacke zu sehen:
Wie das funktioniert zeige ich Euch später! Jetzt gibt´s erstmal ein paar Wellen für den "Wal" (dem Lieblingsmotiv meines Großen):
Diese habe ich erstmal vorgemalt, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wann das Mäppchen zu "überladen" wirkt. Ein Stickrahmen macht hier keinen Sinn, was beim Sticken etwas nervig sein kann, der feste Baumwollstoff ist aber an sich recht anfänger:innenfreundlich. Gestickt wurde hier ebenfalls ganz einfach im Rückstich.

Neben den Häusern von Lea Moormann machen sich simple, grafische Bäume richtig gut. Am liebsten nehme ich schwarzes Garn dafür, da sich das im Aufnäher selber wiederfindet und sich so wiederholt. Gestickt wird auch nur im Rückstich — und weil Bilder oftmals mehr sagen als Worte — hier eine Skizze, wie Ihr einfache Tannen stickt:
Ein Sternenhimmel für unseren Planeten-Patch! Dieses Motiv ist auch was für ältere Kids und Hobby-Astronom:innen. Es sieht nicht nur ziemlich cool aus, hier lassen sich auch in Form von Sternbildern, versteckt die eigenen Sternzeichen einbauen. WOW! 🤩 Und so funktioniert´s:

Say my name — personalisierte Shirts & Co.

Dieses Marienkäfer-Stiftemäppchen ist für einen ganz besonderen, kleinen Freund von mir entstanden. Und ja — aufmerksame Leser:innen werden an der Stelle auch die kleinen Knötchenstiche vom Planetenshirt wiedererkennen! Dazu hat ein kleiner Brummer aber auch noch eine persönliche Widmung hinterlassen — und um die geht es jetzt!
Namen oder kurze Botschaften sticke ich super gerne! Zum einen, weil es die Beschenkten unglaublich freut und zum anderen, weil es recht simpel und schnell gemacht ist.
Zuerst bügelt Ihr den Patch Eurer Wahl auf — in diesem Fall unser "Schulkind-Stift" als randloses Bügelbild. (Im Übrigen sind besonders personalisierte Shirts zur Einschulung eine richtig schöne Geschenkidee — mehr Ideen und Bilder dazu findet Ihr auf unserem Blog "Krummtier statt Krawatte: Die coolsten Shirts zur Einschulung" oder "Dress to Impress — Schulkind-Shirts, die echt was hermachen" )
Im Anschluss geht´s ans Vorzeichnen — hier kommt mein geliebter Trickmarker wieder zum Einsatz. Viele Motive zeichne ich zwar mittlerweile nicht mehr vor, aber am Anfang hilft es sehr!
Und dann wird, Ihr werdet es Euch schon denken können, im Rückstich nachgestickt!
Hier noch ein schönes Beispiel für aufgestickte Schrift — eine Briefträger:innen-Tasche mit unserem Flamingo-Briefvogel für meine Tochter:
Sag´s durch die Blume
Blumen sind kleine, sehr dankbare Motive, die neben jedem Patch wirklich was hermachen! Warum? Weil sie keine großartige Vorbereitung brauchen: Vormalen muss (meist) gar nicht sein, Symmetrie ist egal und ob so ein Blütenstängel gerade oder krumm gewachsen ist, juckt auch Mutter Natur nicht im geringsten!
Bei größeren Flecken oder Löchern nutze ich gerne unsere Blumen-Aufnäher, um das Gröbste zu kaschieren. Anschließend sticke ich Stängel und ein paar Blätter dran und füge rechts und links ein paar weitere, per Hand gestickte, Blumen hinzu.
Hier meine Lieblingsblumen:
Lavendel
Für den Lavendel stickt Ihr zunächst einen Blumenstängel, für die Blüten viele kleine Knötchenstiche (siehe oben).
Gänseblümchen oder Margerite
Auch hier beginnt Ihr mit dem Blumenstängeln und Blättern. Im Anschluss stickt Ihr Blütenblätter und -mitte mit dem (Überraschung:) Mageritenstich, auch Blütenstich oder Schlingstich genannt und Knötchen- oder Rückstich.
Ob Ihr mit der Blütenmitte oder den Blüten beginnt ist letzten Endes wumpe. Die Mitte stickt Ihr mit Knötchenstichen oder Rückstichen.
Der Margeritenstich für die Blüten funktioniert so: Ich sticht von unten in den Stoff und sticht von oben, leicht versetzt zur Ausstichstelle wieder ein. Jetzt kommt der wichtigste Teil: NICHT FESTZIEHEN — lasst eine lockere Schlaufe zurück! Nun könnt Ihr Euch die Schlaufe, die das Blütenblatt formt, zurecht legen. Am obersten Punkt der Blüte sticht Ihr nun von unten wieder ein, um dann, direkt neben der Austichstelle, wieder von oben einzustechen und die Blüte festzuziehen. Klingt kompliziert? Dann hier nochmal eine professionelle Zeichnung:

